Dienstag, 7. Oktober 2014

Zecke entfernt und nun? Wie werde ich das Biest sicher los?

Vorletztes Wochenende haben meine Kollegin und ich einen Erste-Hilfe-Kurs für Hunde für die hiesige Hundeschule gehalten. Dabei ging es um die Theorie der ersten Hilfe, aber auch ganz viel um die praktische Anwendung von Hilfsmaßnahmen. So haben wir direkt am Hund allerlei Handgriffe geübt. Es ging u.a. um das Fühlen des Herzstoßes und des Pulses, um den Transport verletzter Hunde, um korrekt angelegte Pfotenverbände (WICHTIG! Nie die Polsterung vergessen!) und vieles, vieles mehr.

Natürlich durften die Teilnehmer des 2 1/2-stündigen Kurses auch Fragen stellen, und eine davon brachte uns dann zum Schmunzeln:

Altar der Kirche in Berstadt mit Altarkerzen
Eine Dame, die zufällig Pfarrerin in unserem Nachbarort ist, fragte nämlich, wie sie eine entfernte Zecke denn nun am sichersten abtöten und entsorgen könne. Ein  anderer Teilnehmer antwortete gleich: mit dem Feuerzeug abbrennen. Darauf erklärte die Dame, sie rauche ja nicht und habe folglich auch kein Feuerzeug bei sich. Ich schlug dann scherzhaft vor, die Zecke mit in die Kirche zu nehmen und diese direkt an der Osterkerze zu verbrennen. Sozusagen unter oberster Aufsicht. Die Vorstellung der praktischen Umsetzung dieser Art der "feierlichen Kremierung" brachte uns dann doch zum Lachen.

Zuhause ist mir dann aber aufgefallen, dass die Osterkerze vielleicht doch nicht so ideal ist, immerhin feiern wir Christen an Ostern ja die Auferstehung unseres Heilands. Wir wollen also lieber nicht riskieren, dass diese mächtigste aller Altarkerzen ihren Geist auf die Zecke überträgt und das Biest am Ende auch noch wiederaufersteht :-)


ACHTUNG: dies ist keineswegs blasphemisch gemeint, ganz im Gegenteil! Wer mich kennt, weiß, dass ich zwar für einen lockeren, unverkrampften Umgang mit Glauben eintrete, aber dennoch in der evangelischen Kirche tief verwurzelt bin.

Nun aber Scherz beiseite: ich schulde noch eine korrekte Antwort. Es gab vor einiger Zeit einmal einen wissenschaftlichen Zeckenhärtetest, nachzulesen auf der Homepage der Firma Baxter. Baxter ist Hersteller der FSME-Schutzimpfung für Menschen und betreibt eine ausführliche Homepage zum Thema Zecken, wo man alles über die Biologie, die übertragbaren Krankheiten, die Prophylaxe, die sichere Entfernung und eben auch die Entsorgung der 8-beinigen Quälgeister nachlesen kann. Dort findet sich eine Auflistung sicherer Entsorgungsmethoden: "Am wirkungsvollsten erwies sich im Zeckenhärtetest das Zerdrücken von Zecken mit einem festen Gegenstand, z.B. einem Glas. Dazu sollten die Zecken in einem zusammengefalteten Papier eingeklappt werden. Danach wird ein Wasserglas mit Druck über das Papier gezogen. Die Methode erwies sich im Test sowohl für erwachsene Zecken als auch für Nymphen als geeignet. Ebenfalls erfolgreich war das Töten in 40 %igem Alkohol, Chlorreiniger und Sagrotan. Als ungeeignet erwiesen sich das Zertreten mit dem Schuhabsatz oder das Zerquetschen mit dem Fingernagel. Auch vom Herunterspülen der Zecke in der Toilette sollte abgesehen werden,  denn wie ein Zeckenhärtetest gezeigt hat, überleben Zecken eine geraume Zeit in Wasser."  


Die Tests umfassten übrigens auch die Frage, ob Zecken in der Waschmaschine oder im Trockner überleben, wenn sie denn an der Kleidung haften. Da überlebten fast alle Zecken bei 40°, aber schon bei 60° starben 100% der Zecken aller Stadien (Adulte, Nympen und Larven) ab. Eine andere Frage, der man nachging, war, wie lange Zecken in der Wohnung überleben können. Zecken brauchen eine recht hohe Luftfeuchtigkeit, um zu überleben, aber selbst bei nur 55% relativer Luftfeuchte (ungefähr normale Feuchte einer Wohnung) konnten ungesogene (also nüchterne und hungrige) Zecken bis zu 10 Tage (!) überleben. Das ist ganz schön lang! Satte Zecken, also diejenigen, die vielleicht vorher am Hund gesessen hatten und sich dann vollgesogen fallen ließen, z.T. sogar noch länger.

Besetzt! Kind liegt im Katzenkörbchen
Versteckspielen in der Hundehütte















Also sollte man gewaltig vorsichtig sein, wenn der Hund oder die Katze Zecken einschleppt und dann vielleicht gerade Kleinkinder auf dem Boden krabbeln oder größere Kinder mit den Tieren oder den Liegeplätzchen der Tiere spielen, wie hier auf dem Foto mein Sohnemann in der Hundehütte der Nachbarn!!! Fragen Sie also bei Ihrem Tierarzt nach wirklich sicherem Zeckenschutz für Ihre Vierbeiner, um nicht nur Fifi und Miezi, sondern auch sich und Ihre Familie zu schützen! Und glauben Sie mir, mit ein bißchen Teebaumöl oder Knoblauchtabs aus dem Futterhaus ist es da definitiv nicht getan!





In der Praxis handhabe ich die Abtötung gezogener Zecken übrigens so, dass ich entfernte Zecken in ein Glas oder Plastikröhrchen lege und mit der hochprozentigen alkoholischen Tischdesinfektion einsprühe. Nach etwa einer Stunde entsorge ich sie dann mit dem Hausmüll. Das muss übrigens nicht unbedingt mitsamt dem Röhrchen sein, wie hier im Bild!


Sonntag, 5. Oktober 2014

Haustiere im Seniorenheim

Gerade erhielt ich eine WhatsApp von einer Freundin, deren Vater nun in ein Pflegeheim einziehen wird. Die Nachricht erhielt ich, weil sie für die beiden Wellensittiche Ihres Vaters ein neues Zuhause sucht. Sie selbst hat Hunde und Katzen, das harmoniert aus leicht einsichtigen Gründen leider nicht so richtig; zumal einer der Hunde ein Terrier ist :-)

Da war ich erstmal etwas erstaunt und wollte Näheres wissen. Daraufhin schrieb sie noch, dass die Heimleitung die Mitnahme der Vögelchen ausdrücklich abgelehnt habe. Da war ich dann echt baff! Wir reden ja immerhin "nur" von einem Pärchen kleiner, pflegeleichter Piepmätze und nicht von einem Rudel Hunde.

Wie kann denn heute noch so etwas sein? Es sollte sich doch wohl inzwischen auch in der hintersten Provinz in der Altenpflege herumgesprochen haben, dass Haustiere den Senioren viel Freude bereiten und sie mit den Tieren innige soziale Kontakte pflegen, die ihnen sonst ja leider so oft fehlen. Auch die kognitiven Fähigkeiten der Senioren mit Haustieren sind viel weniger dem Verfall preisgegeben, als die von vergleichbaren Senioren ohne Haustiere. Nicht umsonst hat eine andere Freundin von mir, die in der Demenzpflege arbeitet, ihre beiden Hunde zu Therapiehunden ausgebildet und nimmt sie regelmäßig mit an ihre Arbeitsstelle. Dort leisten sie unglaublich wertvolle Arbeit. Viele ältere Menschen blühen regelrecht auf in der Gegenwart der Hunde. Wussten Sie, dass sogar manche Menschen, die demenzbedingt gar nicht mehr ansprechbar sind, positive Reaktionen zeigen, wenn ihre Hand das Fell eines Hundes oder einer Katze berührt? Reaktionen, die kein Pfleger oder Angehöriger mehr so hervorrufen kann. Da vollzieht sich dann jedes Mal ein kleines Wunder: eine totgeglaubte Seele zeigt, dass sie noch lebt. Das kann man übrigens auch bei der Alzheimer-Gesellschaft nachlesen. Dort gibt es unter dem Punkt "Prävention, Diagnose und Therapie" ein .pdf zum Thema mit dem Titel "Tiere und demenzkranke Menschen - eine ganz besondere Beziehung". Dort liest man gleich in der Einleitung, dass Tiere "Welten öffnen" können in das "Anderland" der Demenzkranken. Auch das Kuratorium deutsche Altenhilfe setzt sich seit Jahren für die Mitarbeit von Tieren in der Altenpflege ein. Es gibt sogar einen "Berufsverband tiergestützte Therapie, Pädagogik und Fördermaßnahmen e.V.", der sich altersübergreifend mit dem Thema Tiere als Ko-Therapeuten befasst.

Doch zurück zu den Vögelchen. Gerade solche kleinen quirligen Kerlchen sind ideal für Senioren. Sie sind sehr pflegeleicht und äußerst unterhaltsam und kommunikativ. Und ein schreiender Wellensittich, der uns im Ohr dröhnt, dringt vielleicht auch bei einem schwerhörigen Menschen noch durch. Menschen brauchen Aufgaben. Wenn es mit den großen Aufgaben im Leben nicht mehr so klappt, dann kann so eine kleine Aufgabe, wie das tägliche Füttern und Wasser geben, einem älteren Menschen eine neue Aufgabe, und damit einen neuen Sinn im Leben geben. Diese Arbeit wird tausendfach entlohnt. Es gibt immer einen Ansprechpartner,  und es wird auch nie langweilig, die Tiere beim Spiel zu beobachten. Das einmal wöchentlich fällige Käfig sauber machen ist auch im Handumdrehen erledigt und kann evtl. auch von Angehörigen, die zu Besuch kommen, engagiertem Personal oder ehrenamtlichen Helfern übernommen werden, wenn der ältere Mensch das nicht mehr schafft. Mein Opa hatte übrigens bis ins hohe Alter Wellensittiche und das war schon eine ganz besondere Beziehung.

Ich weiß, dass Tiergegner jetzt gerne mit der Hygiene kommen. Na und? Wie wahrscheinlich ist es denn, dass die Vögelchen Salmonellen, Chlamydien oder sonstige Krankheitskeime auf die alten Menschen übertragen (wenn diese nicht gerade eine Chemotherapie mitmachen müssen), da ist jeder menschliche Besucher gefährlicher, da der sogar wirtsspezifische Erreger mitbringen kann. Tja, und wie wahrscheinlich ist es, dass Senioren im Seniorenheim vereinsamen und psychisch und neurologisch verfallen? Noch Fragen? Übrigens bekommen aus Gründen der Hygiene die Therapiehunde äußerst regelmäßig eine Wurmkur, und sie sind auch vollständig geimpft und dürfen auch nur dann mitkommen, wenn sie selbst augenscheinlich gesund sind.

Da fällt mit eine alte Geschichte, noch aus meinen Kliniktagen ein: damals hatten wir mehrfach einen niedlichen kleinen wuscheligen Mixhund auf Station, der Diabetiker war und leider immer wieder mit seinem Zucker entgleiste. Frauchen war ganz unglücklich, denn sie tat alles, was sie konnte, um den Hund mit Diät und Insulin einzustellen. Aber hier war die Senioren-Hund-Beziehung leider ein ernstes Problem, denn der kleine "Fifi" war der Liebling aller in dem Seniorenheim, in dem Frauchen arbeitete. Das war aufgrund unzähliger Leckerbissen aus vielen faltigen Händen für "Fifi" leider geradezu lebensgefährlich. Wir bekamen den Zucker erst in den Griff, als wir gemeinsam eine Idee entwickelten. Frauchen wog fortan einfach jeden Tag das Diätfutter für "Fifi" ab und tat es in eine besonders schöne Dose. Diese Dose bekam einen guten Standort und stand als "Schatz" den Senioren zur Verfügung. So bekam "Fifi" nur noch gesunde Kost und die Senioren konnten ihn weiter verwöhnen ;-)

Ich finde es im Zusammenhang "Alte Menschen und Haustiere" auch ganz schrecklich, wenn alte Menschen, die ihr Leben lang Tiere als Gefährten gehalten haben, nun plötzlich darauf verzichten sollen. Das ist für viele alte Menschen ein echter Schock, der das Einleben in der neuen und fremden Umgebung auch nicht gerade erleichtert. So ein alter Baum wird ohnehin nicht gerne verpflanzt, da ist jedes bißchen Routine wichtig! Ihrer tierischen Partner und ihrer pflegerischen Aufgabe beraubt, ist das für manch einen der Anfang der sozialen Isolation und des Dahindämmerns. Ich sage es jetzt mal ganz provokativ: "Da kann man sich auch gleich in  den Sarg legen und auf den Tod warten.". Ganz abgesehen davon, dass ich es auch nicht schön finde, wenn dann oft selbst alte Tiere krampfhaft und holter-di-polter vermittelt werden müssen, und das in meinen Augen ganz sinnlos.

Ich hoffe inständig, dass derlei Heimleiter, wie der aus dem o.g. Beispiel schnell umdenken und den Blick für das Wesentliche erlernen. Unsere Gesellschaft wird immer älter, und da sollten wir uns schon Gedanken darüber machen, wie wir mit älteren Mitbürgern umgehen wollen. Achtung wäre ein guter Weg! Achtung vor den Lebensmodellen der Senioren tut not. Und wenn dazu Haustiere gehören, dann sollten wir nicht stur ablehnen, sondern Wege suchen, das zu ermöglichen.

Und bis dahin: kann jemand von Ihnen zwei Wellensittiche brauchen? Bitte bei mir melden!

Montag, 28. Juli 2014

Das Haus, das Verrückte macht - VGO vs. Eltern

Seit einigen Tagen gibt es eine neue Baustelle, bei der ich und mein Mann uns als Mitglieder im Förderverein der Wölfersheimer Schulen engagieren: das absurde Verhalten der VGO, bestimmte Schulwege als "ungefährlich" einzustufen und die Fahrtkosten nicht mehr zu bezahlen:

Dazu habe ich einen Leserbrief an die WZ geschrieben:


Kennen Sie das "Haus, das Verrückte macht" aus dem Film "Asterix erobert Rom"? Ich habe es kennengelernt. Es gibt davon sogar gleich mehrere bei uns in der Wetterau.

Am Mittwoch, dem 23.07. hatte ich das Vergnügen, einer Kreistagssitzung beizuwohnen und am Freitag, dem 25.07. einer Verbandsversammlung des ZOV.

Hintergrund ist die inzwischen wohl hinlänglich bekannte (die WZ hatte bereits mehrere Artikel zum Thema) Schülerbeförderungsproblematik in unserem Kreis. Aber warum haben wir Eltern langsam das Gefühl, verrückt zu werden?

Das liegt daran, dass wir die gegenseitigen Schuldzuweisungen und Kompetenzstreitigkeiten nicht mehr nachvollziehen können. Da schwirren (für uns) eindeutige Begriffe wie "Rechts- und Fachaufsicht" (namentlich durch den Dezernenten Helmut Betschel-Pflügel), "Auffordern der VGO" (nämlich im übrigens einstimmigen Kreistagsbeschluss vom Mittwoch) und "weisungsbefugt" (das sei dann wieder der Kreisausschuss) durch den Raum.

Alles Begriffe, die für uns als juristische Laien doch recht deutlich und unmissverständlich klingen. Da hat jemand die "Aufsicht" über die VGO, der Kreistag "fordert" die Rücknahme der Bescheide und der Kreisausschuss ist zudem "weisungsbefugt". Da meint man, die VGO "müsse" nun die unsäglichen Bescheide aufheben.

Aber nein! Merkwürdigerweise passiert rein gar nichts! Am Freitag hörten wir, dass angeblich einmal ergangene Bescheide verwaltungsrechtlich nicht ohne Weiteres auf Eis zu legen oder gar aufzuheben seien. Stattdessen gehen die Schuldzuweisungen von einer Partei zur anderen munter weiter. Und die VGO beharrt weiter darauf, dass ihre Bescheide korrekt seien.

Schade nur, dass die Kreisausschusssitzungen nicht öffentlich und zudem geheim sind. Es gibt wohl nicht mal ein Protokoll, in dem man nachschauen könnte, wer, wann, was wusste und der Sache zugestimmt hat, oder auch nicht. Zumindest sitzen im Kreisausschuss alle großen Parteien und somit müssten eigentlich alle von den unsäglichen Bescheiden gewusst und diese mit auf den Weg gebracht haben?!? Oder interpretieren wir da zu viel hinein? Den Eltern ist das eigentlich auch ganz egal, es soll nur endlich gehandelt werden. Schlimm ist nämlich, dass die politisch Verantwortlichen die Kinder als Leidtragende buchstäblich im Regen, nein, im Winter dann wohl sogar im Schnee und auf Glatteis stehen lassen.

Sollte sich unter Ihnen, liebe Leser, ein Verwaltungsjurist befinden, der sein Wissen in den Dienst der guten Sache stellen möchte, kann er sich gerne bei mir oder der Kreiselternbeiratsvorsitzenden Karen Anschütz melden und etwas Klarheit in diese milchige Angelegenheit bringen. Gerne teilen wir das dann erworbene Fachwissen mit allen betroffenen Eltern im Kreis!

Sonntag, 15. Juni 2014

Weltmeister Tipp

Auch in diesem Jahr gibt es wieder eine Sommeraktion für unsere Tierbesitzer!

Jeder, der mit seinem Vierbeiner in den nächsten Wochen die Praxis besucht, wird sich vielleicht über die Fußbälle und Fahnen in der Praxis wundern.

Ja, auch wir sind im Fußballfieber! Gestern ist es bei mir ausgebrochen!

Die Schule meiner Kinder feiert dieses Jahr 50-jähriges Bestehen und da gibt es viele Jubiläums-Veranstaltungen. Eine davon war eben gestern ein tolles Fußball-Event. Eine Auslese aus Lehrern, Eltern und ehemaligen Schülern (Bedingung: alle mussten Ü35 sein) spielte gegen die Traditionsmannschaft der "Eintracht Frankfurt". Dort gab es auch einen dieser herrlich bunten WM-Bälle, den Brazuca. Tja, und da war es dann auch um mich als Nicht-Sport-Fan geschehen :-) Und eine Idee entstand in meinem Kopf:

Die Welt spielt Fußball in Brasilien und wir bieten unseren Tierbesitzern eine Wette für einen guten Zweck an. Alle Praxisbesucher dürfen tippen, wer Weltmeister 2014 wird. Sie spenden dafür pro Tipp € 1,- in in unsere „Tierärzte ohne Grenzen e.V.“-Sammelbox. Wir legen selbst pro Wette nochmal € 1,- drauf, und verdoppeln so die Spenden.

Am Ende ziehen wir aus allen richtigen Tipps die Gewinner. Wie üblich für unsere Sommer-Aktionen winken wieder Gutscheine, die dann in der Praxis eingelöst werden können. Diese Gutscheine sind selbstverständlich von uns gestiftet und gehen NICHT von den Spendeneinnahmen ab!

Die gesammelten Spenden gehen dann an die Organisation "Tierärzte ohne Grenzen e.V.". Viele unserer Besitzer kennen sie bereits von der jährlichen Aktion "Impfen für Afrika". Die dieses Jahr am 13. Mai stattfand. Das war dieses Jahr leider ein Flop bei uns, denn die Werbematerialien (Impferinnerungskarten und Hinweisposter) wurden leider erst Anfang Mai ausgeliefert, so dass wir dieses Jahr nur noch wenige Besitzer informieren konnten. So kam es, dass dieses Jahr nur traurige € 194,- an Spenden zusammenkamen. (Zur Erklärung, die Praxs spendet die Hälfte der Impfeinnahmen an diesem Tag an TOGEV.) Im Jahr zuvor waren es noch € 515,- gewesen. SCHADE!

Ich hoffe, dass wir jetzt durch die Sommeraktion, noch genug Geld zusammenbekommen um vielleicht auch dieses Jahr wieder die € 500,- zu knacken!

Wer sich gerne über die Organisation TOGEV informieren möchte, ist herzlich eingeladen den markierten Links zu den "Tierärzten ohne Grenzen" zu folgen.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Vorbildliche Tierbesitzer

An dieser Stelle habe ich ja schon gelegentlich mal mein Unverständnis gegenüber manchen Tierbesitzern geäußert, die es mit der übernommenen Verantwortung für das Wohlergehen ihrer Tiere nicht so genau nehmen. Heute mal ein ganz anderes Beispiel: BESSER geht nicht!

Bildnachweis: lt. Wikipedia - gemeinfrei
Ich habe mal wieder Vertretungsdienst für unsere Dienstgemeinschaft aus acht Praxen. Das Telefon geht - es ist Sonntag, 11 Uhr 45. Ich spreche mit einem Anrufer aus Friedberg (also ca. 18 km von hier) und er berichtet, dass seine Familie zwei Tage verreist war und die drei Kaninchen von Nachbarn versorgt wurden. Jetzt fiel heute morgen nach der Rückkehr auf, dass eines der Tiere schlapp sei, liege und nicht hoppeln wolle und er auch nicht wisse, ob es gefressen habe.

Ich bitte ihn, umgehend mit dem Tier in die Praxis zu kommen. Er sagt, dass er am Car-Sharing teilnehme und erst noch ein Fahrzeug organisieren muss. Nach einigen Minuten ruft er zurück, es gebe erst um 14:00 Uhr ein Auto. Da die Beschreibung sich sehr ernst anhört und Kaninchen schonmal zu Aufgasungen mit plötzlichen Todesfällen neigen, bitte ich ihn, eine alternative Beförderung zu suchen und erkläre meine medizinischen Bedenken. Wenig später ruft er an, er habe zwar kein Auto aufgetrieben, aber jetzt ein Taxi bestellt und sei in 30 Minuten da.

Nach der Untersuchung und Behandlung fragt er, ob es bei uns in Wölfersheim auch Taxi-Unternehmen gebe, dann entfalle die Anfahrt aus Friedberg. Natürlich ... flugs suche ich die Nummer eines hiesigen Taxi-Unternehmers und der Herr wird mit Tochter und Kaninchen zügig wieder nach Hause gefahren. 

Das ist doch wirklich vorbildlich!!! Da hat der nette Herr jetzt nicht nur die Kosten der Behandlung, noch dazu mit Aufschlag im Bereitschaftsdienst, zu zahlen, sondern auch gleich noch zweimal Taxi. Wenn ich Ihnen jetzt noch erzähle, dass die Kaninchen eigentlich seiner minderjährigen Tochter gehören, umso beachtlicher. Immerhin hatten wir auch schon Eltern in der Praxis, die meinten, das ginge sie nichts an und sei allein Problem der Kinder und deren Portemonnaie. Das geht so natürlich nicht: Als Erziehungsberechtigte sind wir nicht nur für unsere Kinder selbst, sondern auch für das Wohlergehen von deren Haustieren verantwortlich.

Wenn ich daran denke, wie oft ich Menschen am Telefon habe, die mit weinerlicher Stimme bedauern, dass sie selbst kein Auto hätten und auch niemanden kennen, der sie fahren könne, staune ich nochmal. In diesen Situationen frage ich mich regelmäßg: "Haben diese Menschen keine Freunde? Oder kennen sie nichtmal Taxis?" Da lobe ich mir den Friedberger Kaninchenbesitzer um so mehr, da galt nur "watt mutt datt mutt"!

Respekt und Hut ab!!!

Zum Thema ungewöhnliche Beförderung gibt es noch mehr kleine Anekdoten:

Bei uns kommen gelegentlich  Besitzer mit dem Katzenkorb auf dem Fahrrad angefahren, da ihre Katze das Autofahren so furchtbar findet. Autos mit den Motorgeräuschen und dem Schaukeln sind vielen Katzen unheimlich und sie jaulen gottserbärmlich während der Fahrt. Das lässt sich so prima vermeiden, bietet sich aber eher für kurze Strecken an. Ein Besitzer hatte einen Transportkorb für seine Katzen, den man als Rucksack aufsetzen konnte. Er kam jahrelang entweder mit dem Bus oder auf dem Rennrad aus Wölfersheim zu uns gefahren. Inzwischen ist er verzogen, ob er das immer noch so handhabt?

Beim Hundetransport im Linienbus hat es aber auch Komplikationen gegeben. Als vor Jahren eine Dame ihren Chihuahua im Bus befördern wollte, bestand der Busfahrer auf einer Reisetasche bzw. einem Maulkorb für das Hundchen, beides hatte die Dame nicht dabei, also musste sie nochmal nach Hause und eine Transporttasche holen. Sie musste dann den nächsten Bus nehmen. Dem Fahrer war es dann sogar egal, ob der Hund in der Tasche saß, oder auf Ihrem Arm :-)

Sonntag, 1. Juni 2014

Schule und Wirklichkeit

Aktuelle Ergänzung vom 6. Juni 2014
Wie angekündigt habe ich also heute ein nettes Treffen mit dem Erdkundelehrer meines Sohnes gehabt. Dort habe ich erfahren, dass das unsägliche Arbeitsblatt zum Thema "So lebt die Kuh" wohl aus dem Lehrmittelfundus eines uns südlich gelegenen Nachbarbundeslandes stammt. Wir haben dann kurz überlegt, ob dort vielleicht andere Gesetze gelten ;-) Das dürfte aber eigentlich nicht so sein, wenngleich sich dieses Bundesland auch gerne als Freistaat bezeichnet, so sollten doch auch dort die deutschen und die europäischen Gesetze gelten. Das nur nebenbei! Übrigens hatte ich ganz vergessen Ihnen zu erzählen, dass die Verwendung von Hormonen und Antibiotika zur Leistungssteigerung in der Tierhaltung bereits seit 1988 verboten ist. Das sind dann satte 26 Jahre! Wegen der "unglücklichen" Wortwahl im Erdkundebuch werde ich den Verlag selbst anschreiben und um eine "glücklichere" Wortwahl bei der nächsten überarbeiteten Auflage bitten.
  
ursprünglicher BLOG vom 1. Juni 2014
Gestern sitze ich mit meinem Sohn (11 Jahre, Gymnasialklasse einer kooperativen Gesamtschule) über seinen Erdkundeunterlagen - eine Arbeit steht an und wir lernen zusammen. Neben Grundlagen wie Hessen, Deutsche Bundesländer, Europa etc. soll auch Grundwissen zum Thema Landwirtschaft und Umweltbelastung, z.B. durch Verkehr, abgefragt werden. Ein buntes Spektrum also!
Das Erdkundebuch meines Sohnes

Beim Lernen stolpere ich als erstes über eine Formulierung im Lehrbuch (Geographie 1, G8, Seydlitz aus dem Schroedel-Verlag, 2007), da liest mein Sohn auf Seite 86 zum Thema Verkehr und Umweltbelastungen vor: "... alle zehn Minuten wird jemand für die Dauer seines Lebens zum Krüppel gefahren". Mir stellen sich kurz die Nackenhaare und ich frage: "Was steht da?". Er wiederholt brav den Satz. "Okay!"- das schaue ich mir dann doch mal selbst an und siehe da, der Wortlaut ist korrekt wiedergegeben! "Wie bitte?", denken Sie jetzt vielleicht, genau wie ich. Haben diese Lehrbuch-Fritzen denn noch nie etwas von "politisch korrekter" Schreibweise gehört, ist denn das "Allgemeine Gleichstellungs-Gesetz" - das zwar für berufliche Belange geschrieben wurde, aber dennoch für  Bewußtsein gesorgt hat - völlig an den Autoren vorüber gegangen?

Ich bin da wirklich nicht empfindlich, ich höre als Frau auch auf die Berufsbezeichnung "Tierarzt" und bestehe nicht auf dem ungleich komplizierteren "Tierärzte und Tierärztinnen". Ja, ich lasse mich sogar dazu hinreißen, hin und wieder einen "Negerkuss" zu essen. Wer mich kennt, weiß, dass ich Mitbürger egal welcher Hautfarbe achte und nie einen Menschen als "Neger" diffamieren würde. Aber das in dem Buch geht doch weit über eine Grenze hinaus. Wie mag sich jemand fühlen, der nach einem Autounfall dauerhafte körperliche Einschränkungen hinnehmen muss, vielleicht gar im Rollstuhl sitzt, oder wie ein Herr in unserem Klientel schwer körperlich und geistig eingeschränkt ist. "Krüppel" ist ein Unwort, ja sogar ein Schimpfwort! Das hat in KEINEM Lehrbuch eine Existenzberechtigung.

Mein Ärger beim Lernen ließ sich aber noch steigern: da das Lehrbuch schon etwas älter war (2007) und wohl auch nicht tief genug in die Themen eingestiegen ist, hat der Lehrer das Material um einige Kopien und Arbeitsblätter ergänzt. Prinzipiell eine gute Idee. Nur leider ist da auch nicht alles wirklich auf dem neuesten Stand oder in der Sache korrekt.

Erstmal ein ganz banales Beispiel: Auf einem Arbeitsblatt zum Thema Lärm lese ich: "60 bis 80 dB erreicht ein lautes Gespräch, eine Schreibmaschine oder ...". Haben Sie schon mal versucht, einem heutigen 11-Jährigen im Jahre 2014 nach Christus zu erklären, was eine Schreibmaschine ist? Meine Mutter, die große Teile ihres Berufslebens mit Schreibmaschinen zugebracht hat, war auch etwas verwundert. Selbst sie hat in den letzten 20 Jahren keine Schreibmaschine mehr gesehen, geschweige denn benutzt. Sie fragte mich dann auch: "Wie alt ist denn der Erdkundelehrer?" "Na ja, so an die 30 vielleicht!", war meine Antwort. "Oh, dann hat er das Arbeitsblatt bestimmt von seinem pensionierten Vorgänger übernommen! Das muss ja noch eine mechanische Schreibmaschine gewesen sein, die elektrischen waren ja schon viel leiser!", fiel ihr spontan dazu ein. Wer weiß? :-)

Dass weiter unten auf dem Arbeitsblatt bei 110 dB vom "Walkman" die Rede ist, verwundert dann auch nicht mehr. Da kann man ja wenigstens erklären, dass das so was ähnliches wie ein MP3-Player war, nur mit Kassette, und bei Sony gibt es ja tatsächlich bei bestimmten Handys noch den Markennamen "Walkman". Übrigens gibt es seit einigen Jahren eine EU-Vorschrift, nach der MP3-Player nur maximal 85 dB laut sein dürfen. Das nur nebenbei.

So, und jetzt geht es ans Eingemachte! Wir kommen zur Landwirtschaft. Jetzt bin ich ja bekanntermaßen Kleintierpraktikerin und habe beruflich seit 25 Jahren nicht mehr mit Nutztieren zu tun, aber man hat es mal gelernt und das Eine oder Andere an aktuellem Wissen kam auch noch hinzu. Also wiederum eine Kopie ... mit der Überschrift "Wie lebt die Kuh?" Es handelt sich um eine tabellarische Gegenüberstellung der Lebensweise auf einem Bio-Bauernhof gegenüber einem "herkömmlichen" Bauernhof.

In der Zeile zum Thema Futter in herkömmlicher Haltung findet sich der Satz: "Im Futter der Kühe, die ja Vegetarier sind, darf auch Tiermehl sein." "Hallooooo!" - was ist das denn? Können Sie sich an BSE erinnern? Damals wurde die Krankheit durch Tiermehl, das an Wiederkäuer verfüttert wurde, stark verbreitet, und seither, genauer gesagt seit 2001 (das sind jetzt 13 Jahre, also 2 Jahre länger, als mein Sohn überhaupt alt ist!) ist es strikt verboten, Tiermehl an irgendein Nutztier zu verfüttern. Nicht an Rinder, nicht an Schafe oder Ziegen, nicht an Hühner, nicht an Kaninchen, nicht mal an Schweine, die ja immerhin biologisch gesehen Allesfresser sind. Ist das Blatt jetzt uralt, oder aber entstammt es einer Bio-Propaganda-Veröffentlichung? Das würde ich gerne wissen. Leider steht keine Quellenangabe dabei. Schade! Also werde ich mal beim Lehrer nachfragen.

Ich habe als Schüler in den 80er Jahren gelernt, nicht alles zu glauben, was schwarz auf weiß geschrieben steht, wir haben gelernt, kritisch zu hinterfragen, die Quelle zu berücksichtigen und ggfs. weitere Quellen zu suchen. Komisch, dass die Kinder heute noch mit derlei Nonsens als "Wissen" gefüttert werden. Schade, dass die Arbeitsblätter auch keine Quellenangabe enthalten. Spätestens seit Guttenberg und Co. haben ja wohl alle begriffen, dass die Angabe der Quelle wichtig ist, sei es, um nicht fremdes Gedankengut zu stehlen, oder sei es, um die eigene Meinung und das eigene Wissen abzugrenzen. Außerdem kann man ohne Quellenangabe gar nicht beurteilen, welche Qualität das Wiedergegebene hat, oder welche Absicht damit verfolgt wurde, als diese Informationen zusammengestellt wurden. Ein "Quelle: BILD" würde ich vollkommen anders beurteilen als ein "Quelle: Spektrum der Wissenschaft", nur mal so als Beispiel ...

Als Tierarzt ärgert mich dann auch noch die letzte Zeile der Tabelle. Dort steht zum Thema Medikamente, dass die Tiere in der "bösen" herkömmlichen Haltung "Medikamente wie z.B. Antibiotika bekommen" dürfen. Ja und? Wenn sie eine Infektion oder andere Krankheit haben, warum dann bitte nicht ordentlich behandeln, und ggf. die wissenschaftlich berechnete Wartezeit einhalten, bis das Medikament wieder aus dem Körper ausgeschieden wurde, bevor die Milch wieder verzehrt werden kann, oder das Tier geschlachtet werden darf? Abgesehen davon schreibt das Tierschutzgesetz vor, dass kein Tier unnötigen Leiden ausgesetzt sein darf. Wenn ich ein Problem mit Medikamenten behandeln kann, bin ich ethisch dazu verpflichtet, das auch zu tun, immer im Rahmen der geltenden Bestimmungen.

Es sei auch erlaubt, den Tieren "Hormone" ins Futter zu mischen, die bewirken, dass sie "mehr Milch und Fleisch produzieren". Ach ja! Schonmal was vom Tierarzneimittelgesetz gehört? Das ist ganz und gar nicht erlaubt! Siehe dazu auch meinen Artikel vom letzten Jahr.

Die armen Biokühe werden übrigens nur behandelt, wenn ein Tier "schwer krank ist", nur dann "dürfen Medikamente in geringer Dosis verabreicht werden". Na herzlichen Glückwunsch! Die armen Kühe! Erst wenn sie den Kopf unterm Arm halten, darf ihnen geholfen werden! Und dann auch nur in geringer Dosis. Was soll das denn bedeuten? Jedermann weiß doch, dass jeder Wirkstoff seine passende Dosis benötigt, um zu helfen. Eine zu niedrige Dosis wirkt bestenfalls nicht, schlechtestenfalls schadet sie sogar, z.B. bei Antibiotika. Ein großer Anteil der Antibiotika-Resistenzen (Stichworte: Superkeime, multi-resistente Erreger) geht auf das Konto unterdosiert angewendeter Antibiotika zurück. Also sachlich kompletter Blödsinn! Nichts gegen Bio-Landwirtschaft, aber sich solcher Unwahrheiten zu bedienen ist nicht ok und auch gar nicht nötig.

Als Erwachsene und Mutter frage ich mich da am Ende, wieviel Unsinn die Kinder so alles im Laufe der Schulkarriere lernen. Unsinn, den ich nur nicht erkenne, weil es eben nicht mein Fachgebiet betrifft. HILFE!

PS: Ich habe diese Merkwürdigkeiten übrigens auch an die Schule geschickt und informiere Sie gerne, sobald ich eine Antwort habe