Samstag, 22. Juni 2013

Heinzelmännchenalarm

Kennen Sie das? Gerade hatten Sie noch etwas in der Hand, wurden kurz abgelenkt, legen es aus der Hand und als Sie es wieder nehmen wollen, ist es verschwunden. Spurlos verschwunden. Gibt es sie vielleicht doch die Heinzelmännchen aus den Märchen, die manchmal Sachen verrräumen? Kennen Sie die wunderbaren Kinderbücher von Petterson und Findus? Dort heißen die Kerlchen Mucklas und leben unter den Dielen und in den Zwischenräumen der Wände.

Wir hatten am Wochenende genau so ein Problem. Es gibt an unserem Torpfosten ein Hinweisschild für Notfälle. Dort wird jedes Woche ein wechselndes Magnetschild angebracht, auf dem der Name und die Telefonnummer desjenigen Kollegen stehen, der Vertretungsdienst hat.

Da muss ich jetzt vielleicht etwas ausholen: Es gibt bei uns in der - grob gesagt "nördlichen" - Wetterau seit 20 Jahren eine Vertretungsgemeinschaft für die Wochenenden, der wir 2002 beigetreten sind. Der diensthabende Kollege ist dann ab Samstag mittag bis Montag früh telefonisch erreichbar. In dringenden Fällen, die eben nicht bis zum nächsten Werktag Zeit haben, kann er dann den Patienten einbestellen, untersuchen und behandeln. Am Montag werden die Patienten dann an den Haustierarzt zurück überwiesen und können dann dort weiterbehandelt werden. Dieser Dienst steht auch an allen gesetzlichen Feiertagen zur Verfügung.

Damit die Hilfe suchenden Tierbesitzer wissen, wer Dienst hat, gibt es eine Ansage auf unserem Anrufbeantworter und eben das Vertretungsschild am Torpfosten.

Letztes Wochenende hatte dann ich Dienst und meine TFA (Tiermedizinische Fachangestellte) hatte sich umgezogen, das entsprechende Schild hinten von der Magnettafel geholt, das Licht gelöscht und wollte gerade rausgehen und die Praxis abschließen, als ihr noch etwas einfiel, das sie vergessen hatte. Also legte sie den Praxisschlüssel, den privaten Hausschlüssel, das Dienstschild und noch andere Kleinigkeiten rasch ab, erledigte an der Anmeldung, was noch zu tun war und kam zurück. Sie nahm alles an sich und ging raus. Am Pfosten angekommen vermisste sie das Schild. Also wieder zurück und gesucht. Es blieb verschollen. Inzwischen kam mein Mann zufällig vorbei und die zwei suchten gemeinsam im Windfang, unter der Heizung, hinter der Waage, beim Blumentopf, hinter der Tür ... NICHTS! Dann an der Anmeldung: alles wurde hochgehoben und darunter gesucht, und das ist eine Menge, alle Schubladen nochmal geöffnet ... NICHTS! Das Schild blieb verschollen! Die TFA dachte schon, sie habe einen vorzeitigen Anfall von Senilität, aber es half alles nichts. Sie schrieb dann ein Papierschild und klebte das mit Tesa an den Pfosten.

Am Wochenende habe ich dann auch immer nochmal die Augen aufgehalten ... NICHTS! Am Montag dann lobte sie als Finderlohn ein Eis aus :-) Da haben wir uns dann aber alle mächtig ins Zeug gelegt. Wir sind den ganzen Weg nochmal abgegangen und haben gründlich geschaut ... NICHTS! Auf einmal fiel mir ein, dass das Schild ja magnetisch ist! Es könnte also der Schwerkraft getrotzt haben und sich irgendwo "anmagnetisiert" haben. Als sie dann noch erwähnte, dass sie die Sachen kurz auf der kleinen Heizung im Windfang abgelegt hatte, haben wir zusammen gründlich hinter der Heizung geschaut, erstmal wieder ... NICHTS! Aber dann! Ich habe nochmal mit der Hand gefühlt, und tatsächlich: ganz flach an der Rückseite klebte was ... DAS SCHILD! Es war gar nicht so leicht, es da herauszufummeln. Ein Glück - es ist wieder da! Glauben Sie mir, da hinten hätten wir es wohl in hundert Jahren nicht gefunden, bzw. erst wenn vielleicht mal die Heizung kaputt gegangen wäre. Das Eis war übrigens sehr lecker :-)
Endlich gefunden

Also, es gibt wohl doch keine übernatürlichen Phänomene wie Heinzelmännchen, sondern bloß schnöde Naturwissenschaft - in dem Fall: Physik.

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