Donnerstag, 14. März 2013

Falsch verbunden



Seit Montag haben wir einen neuen Schülerpraktikanten in der Praxis. Und da fiel mir sofort wieder eine witzige Begebenheit ein, die doch immerhin schon 8 Jahre zurückliegt. Beachtlich daran ist, dass ich nach so langer Zeit noch wusste, wie die Katze hieß, wie sie aussah und was damals passiert ist. Da sag noch mal einer, mein Gedächtnis tauge nichts ;-)

Nun aber endlich zur Geschichte: 2005 sollte die Katze der Familie unseres Praktikanten nämlich bei uns kastriert werden. Und das hat sich ganz schön verzögert. Wenn ich daran zurückdenke, muss ich immer noch lachen. Das Ganze fing damit an, dass die Besitzer schlicht verbummelt hatten, sich rechtzeitig einen Termin geben zu lassen, und so kam es, dass die junge Kätzin unbemerkt rollig wurde. Da sie eine Freigängerin war, wurde sie auch gleich von einem netten Kater aus der Nachbarschaft gedeckt. Sie bekam dann erstmal Babies und das war auch soweit alles unproblematisch. Für so einen Wurf Kätzchen findet man ja auch i.d.R. in der Bekanntschaft genügend Abnehmer. Tja, wir hatten natürlich geraten, dass die Katze dann kurz nach der Geburt kastriert werden sollte. Kätzinnen können nämlich bereits wenige Tage nach der Geburt und noch in der Säugezeit wieder gedeckt werden.

neugeborene Katzenbabies
Naja, was soll ich sagen? Da waren ja erstmal die süßen Babies und da ging das glatt unter! Schließlich wurde ein Termin gemacht, als die Babies schon 8 Wochen alt waren. Da Frauchen morgens nicht viel Zeit hatte, gab sie die Katze in der Transportbox ab und erwähnte noch: „Ich weiß nicht, aber vielleicht ist es schon wieder zu spät! Gucken Sie doch bitte erstmal, ob sie nicht schon wieder trägt! Dann bekommen wir halt nochmal Babies.“ Als dann das Kätzchen an die Reihe kam, wurde es natürlich voruntersucht, das war schon sehr verdächtig und - wie gewünscht - wurde eine Ultraschalluntersuchung gemacht. Tja, und da waren sie: ein ganzer Bauch voll kleiner Kitten. Eines davon sehen Sie hier im Bild:
Links der Kopf rechts der Po, der schwarze Fleck in der Mitte ist das Herz :-)

Wie vereinbart, hat meine Helferin dann bei den Besitzern angerufen. Sie hat nicht lange gefackelt, kam gleich zur Sache und verkündete fröhlich: „Es ist zu spät!!!“. „Wofür?“ fragte das Gegenüber durch den Telefonhörer. „Na ihre Katze, sie bekommt wieder Babies!“. „Meine Katze? Aber die ist doch kastriert!“ „Haben Sie denn mehrere Katzen?“ „Nein, nur unseren Kater ... (längere Denkpause) ... aber sagen Sie mal, Kater bekommen doch gar keine Babies?“ So langsam dämmerte nun auch meiner Helferin etwas. Sie fragte nochmal nach dem Namen und stellte fest, dass sie falsch verbunden war.

Später stellte sich heraus, dass sich ein Zahlendreher in die Telefonnummer eingeschlichen hatte. Meine Helferin hat damals gelernt, dass man immer gut aufpassen muss, wer sich meldet. Witzig war aber, dass es eine ganze Weile dauerte, bis den beiden aufgefallen war, dass da was nicht stimmen konnte. Die „echten“ Besitzer kannte dann das Örtliche Telefonbuch, und so konnte die frohe Botschaft doch noch überbracht werden. Die Kätzin, die übrigens auf den passenden Namen „Baby“ hörte, bekam kurze Zeit später 7 gesunde Kitten. Angesichts der Baby-Katzen-Schwemme haben die Besitzer dann doch zügig nach der Geburt einen neuen Termin gemacht, und so konnte die Gebärfreude endgültig eingedämmt werden


Dazu fällt mir ein wunderbares Gedicht von Theodor Storm (* 1817,† 1888) ein: „Von Katzen“. Da kann man Potenzrechnung lernen und erfährt, dass die Vermehrungsfreude von Katzen doch recht beachtlich ist. Und außerdem, dass das auch schon vor 150 Jahren erhebliche Probleme aufgeworfen hat. Katzenkastrationen kannte man damals noch nicht, und so wurden überschüssige Katzen einfach ertränkt oder erschlagen. Einfach schrecklich! Das muss heute zum Glück niemand mehr, denn so eine Kastration löst das Problem nachhaltig! Und wenn es bei den Besitzern finanziell nicht so rosig ausschaut, helfen hier nahezu alle Tierschutzorganisationen und –vereine gerne weiter. Es gibt nämlich leider jedes Jahr mehr als genug ungewollte Kitten, die dann die Tierheime bevölkern und auch etliche Katzen, die verwildern und dann im nächsten Jahr ihrerseits wieder für Nachwuchs sorgen.

Verstehen Sie mich jetzt nicht falsch: in geregelten Verhältnissen darf man ruhig auch mal seine Katze decken lassen. Es ist eine wunderbare Erfahrung für die ganze Familie, die Geburt und die Aufzucht der Kitten zu begleiten. Nur zuviel ist zuviel! Und auch der größte Bekanntenkreis ist irgendwann gesättigt und man bleibt auf den Kitten sitzen.

3 Wochen alte Katze auf Entdeckungstour
Es gibt zwar auch die Möglichkeit, die Rolligkeit mit Hormonpräparaten zu unterdrücken, nur sind die a) nicht 100%ig sicher und b) gibt es gerade bei Katzen sehr häufig Nebenwirkungen in Form von Gebärmutterentzündungen. Auch reine Wohnungskatzen sollten besser kastriert werden, da bei ihnen durch den fehlenden Deckakt (der Eisprung wird erst durch den Deckakt ausgelöst) ebenfalls häufig Probleme entstehen. Es kommt oft zur Dauerrolligkeit, und die Katzen bekommen zunächst Eierstockzysten und dann auch eine Gebärmutterentzündung. Das macht die dann unabdingbare OP dann leider auch wesentlich riskanter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen